Die Kraftstoffanlage
Anhand des Weges, den der Dieselkraftstoff (DK) im Fahrzeug nimmt, will ich die Kraftstoffanlage beschreiben.
(Bilder: Mann&Hummel )
Tank, Leitungen und Vorfilter
Zuerst gelangt der DK in den Tank (logisch, oder?), dort passiert er das
Tankfilter (nicht bei allen Modellen) und gelangt über die Zuleitung durch das Vorfilter in die Kraftstoffförderpumpe.
Das Feinfilter ist bewußt vor der Kraftstofförderpumpe angebracht, damit es bereits eventuell vorhandene grobe
Schmutzpartikel herausfiltert. Die Befestigung geschieht einfach über die Schlauchschellen der Zulaufleitung.
Das Filter besteht eigentlich immer aus einem klaren Kunststoff, damit man per Blickdiagnose einen Verschmutzungsgrad
ausmachen kann. Die genauen Wechselintervalle sind den Fahrzeugbegleitheften zu entnehmen. Mehr als 50.000km sollten sie
allerdings nicht verwendet werden. Das Filter kann mit DK oder Benzin durch gegenläufiges spülen und schwenken gereinigt
werden, ist aber in Anbetracht des geringen Ersatzteilpreises witzlos. Wenn man allerdings unterwegs wegen eines verstopften
Filters liegenbleiben sollte, bleibt einem natürlich nichts anderes übrig. Das durchstoßen des Filters mit einem
Schraubendreher ist nicht zu empfehlen, weil dadurch ja die Filterwirkung wegfällt und Schäden an der hochempfindlichen
Einspritzpumpe entstehen können. Außerdem wird das Hauptfilter mehr verschmutzt und kann bei hohem Partikelanteil schneller
verstopfen. Beim Einbau des neuen Filters ist die vorgesehene Fließrichtung des DK zu beachten. Der eingepreßte Pfeil muß
Richtung der Förderpumpe stehen.
Kraftstoffförderpumpe
Von da aus wird der vorgefilterte DK mit der Förderpumpe ein das Feinfilter gepreßt. Die Kraftstoffförderpumpe ist eine
einfache Kolbenpumpe, die über eine Betätigungsnocke der Einspritzpumpe betätigt wird. Sie sorgt für einen Überdruck von
etwa 1,5 Bar im Vorratsraum der Einspritzpumpe. Bei den Modellen bis zm W123 ist diese Pumpe zu Entlüftungszwecken auch
manuell bedienbar. Dazu ist die Rändelschraube entgegen des Uhrzeigersinnes zu lösen bis sich die Schraube etwas herausziehen
läßt, dann wird durch auf- und abbewegungen der DK gefördert. Wenn ein deutlicher Widerstand spürbar und ein leises
Schnarrgeräusch hörbar ist, drückt man die Schraube wieder nach unten und schraubt sie wieder handfest an. Beim W124
muß mit Durchdrehen des Anlassers entlüftet werden. Die Förderpumpe ist zum Schutze der Kraftstoffanlage druckreguliert.
Wenn der Druck im System über den Normwert steigt, sinkt die Fördermenge. Dies geschieht durch eine einfache Feder, über
die der Pumpenkolben betätigt wird. Der Pumpenkolben führt den Pumpenhub aufgrund des größeren vorhandenen Gegendruckes
nicht komplett aus, so kann es ein, daß man bevor man endgültig wegen eines verstopften Filters liegenbleibt, man bemerkt,
daß der Wagen nicht mehr gut startet oder nicht mehr so schnell fährt. Die durch die Förderpumpe angebotene DK-Menge reicht
dann nur noch für geringere Motordrehzahlen aus. Diese Druckregelung ist erforderlich, weil die Kolbenpumpe unbegrenzte
Barzahlen drücken würde, wäre das Filter verstopft. Die Pumpe würde den DK eben trotdzem immer weiter pressen, bis
irgendwann eine Leitung oder Verschraubung platzt.
Die Förderleistung kann bei begründetem Verdacht auf Defekt in jeder MB-Werkstatt oder bei Bosch-Diensten geprüft werden.
Feinfilter
Vom Feinfilter (Hauptfiter) aus geht die Druckleitung zur Einspritzpumpe.
Das Feinfilter hat die Aufgabe, die letzten Partikel aus dem DK zu filtern, bevor er in die gegenüber Verschmutzungen
hochempfindliche Einspritzpumpe tritt. Die Wechselintervalle sind wiederum den entsprechenden Wartungsheften der Fahrzeuge
zu entnehmen. Der Wechsel gemeinsm mit dem Vorfilter bietet sich der Einfachheit halber an. Die Dieselmodelle W110 und W115
haben fest angebaute Filtergehäuse, in denen sich der zu wechselnde Filtereinsatz befindet (Abb. links). Die Modelle W123
und W124 haben modernere Filterpatronen, die komplett gewechselt werden. (Abb. rechts)
Einspritzpumpe
Dort in der Einspritzpumpe ist der Vorratraum, aus dessen Inhalt die Pumpenelemente der Stempelpumpe geflutet werden.
Es wird immmer viel mehr DK durch die Einspritzpumpe gefördert, als für die Verbrennung in die Hochdruckleitungen benötigt
wird. Das ergibt eine gewisse Spülwirkung, die verhindert, daß sich Ablagerungen und evtl. Luftblasen in der Pumpe sammeln.
Dann tritt der DK wieder über ein Überdruckventil zurück in eine Leitung, die wieder zurück in das Feinfilter führt.
Rücklauf
Vom Feinfilter geht die Rücklaufleitung dann wieder zum Tank. Zum Feinfilter führt dann noch die Leckölleitung von den
Einspritzdüsen. Bei den Heckflosse-Modellen war diese Leitung aus Metall und geschraubt, erst bei den Modellen ab dem /8
waren die Leitungen aus Schlauch. Die Leckölmenge ist der Anteil am DK, der nicht aus dem Düsenmund austritt, sondern sich
zwischen Düsennadel und Düsenkörper voerbeimogelt und dabei die Einspritzdüsennadeln schmiert.
Schaubild
Dieses Schaubild soll nochmal die Worte verdeutlichen.
Dieses Bild gibt eine Variante wieder, die sich besonders zum
Pflanzenölverdieseln eignet, denn durch das Anbringen des Überströmventils am Rücklauf des Filters wird der gesamte
Filter unter Druck gehalten und der Pumpenvorlauf führt nur und ausschließlich die Kraftstoffmenge, die die Pumpe
tatsächlich verbraucht. Natürlich kann man nicht fotos von allen einzelnen Pumpen machen, aber zur Prinzipverdeutlichung
kann man das Bild schön verwenden.In den Vorlauf kann man gut unten in den Filter eine elekrtische Dieselheizung
(z.B. Dieseltherm ) einbauen. Bei den Modellen W115 und W123 ist gewöhnlich an der
Einspritzpumpe eine Entlüftungsschraube und eine Handförderpumpe angebracht, die das Entlüften des Systems vereinfacht.
Die W124er Modelle haben weder eine Entlüftungsschraube noch eine Handpumpe. Sollte der Vorlauf (z.B. nach Filterwechsel)
belüftet worden sein, dann hat man sehr große Startschwierigkeiten. Die tolle "Selbstentlüftung" geht nämlich per Anlasser
und bis der Anlasser die ganze Luft via Einspritzleitung wegbefördert hat ist wahrscheinlich die Batterie leer oder der
Anlasser weggeglüht. Die Änderung für die Modelle W115 und W123 ist hingegen eher einfach: Das Überstömventil auf der
motorzugewandten Seite der Einspritzpumpe herausdrehen und einen Blindstopfen einsetzen, Überströmventil wie gezeigt in
das Filtergehäuse in den Rücklauf eindrehen. Die Rücklaufleitung von der Pumpe zum Filter entfällt damit und die
Kraftstoffmenge wird nicht mehr vollständig durch die Einspritzpumpe geführt, was das ernstzunehmende Entlüftungsproblem
erklärt.
Wenig geübte Schrauber sollten ohne genaue Kenntnisse der Selbsthilfe bei ungeplanter Systembelüftung alles so lassen,
wie es serienmäßig ist. Mein geplanter Umbau mit Zusatzheizung soll in etwa so
wie hier (bitte anklicken) aussehen.
(wird fortgesetzt)