Einstellen des Ventilspiels
Die Modelle W110, W115 und W123 haben noch keine hydraulischen Ventilspielausgleicher und bedürfen innerhalb der
Wartung etwa alle 50tkm einer Überprüfung des Ventilspiels.[13]
Man geht folgendermaßen vor:
Ventildeckel abnehmen, ersten Zylinder auf OT stellen, sodaß die Nocken des ersten Zylinders nach oben stehen.
Zum Drehen des Motors darf auf gar keinen Fall die Sechskantschraube des Nockenwellenrades verwendet werden.
Diese Schraube ist nur dazu da, das Nockenwellenrad am Abfallen zu hindern. Der Motor ist entweder an der
Kurbelwellenschraube zu drehen, oder man legt den vierten Gang ein und schiebt sein Auto. Dabei muß unbedingt der
Zündschlüssel abgezogen sein!
Das Ventilspiel wird idealerweise bei kaltem Motor eingestellt
Das Spiel wird mittles einer Fühlerlehre entweder zwischen Nockenwelle und Kipphebel[10] oder zwischen Kipphebel und
Hutmutter[1] des Ventils eingestellt. Generell gilt, daß das Ventilspiel im Zweifel lieber einen Hauch zu groß als zu
klein
sein soll. Gerade beim Diesel ist zwischen Kolben und Zylinderkopf bei OT so wenig Platz, daß man sich bei ständig
geöffneten Ventilen wegen zu strammem Ventilspiel schnell einen "Kolbenkuß" einhandeln kann, was einen Totalschaden
des Dieselmotors zur Folge hat. In einem weniger schlimmen Fall läuft die Nocke ständig auf dem Schlepphebel und überhitzt, oder
läuft sich ab. Die Fühlerlehre muß sich also bei korrekt eingestelltem Spiel straff aber gewaltlos
zwischen den genannten Stellen hindurchziehen lassen. Die nächst dickere Lehre sollte nicht mehr hindurchpassen.
Bei den Dieselmotoren der Baureihen W110 und W115 betragen die Werte für die Auslaßventile 0,4mm und für die
Einlaßventile 0,15mm.
Bei den Motoren der Baureihe W123 betragen die Werte für die Auslaßventile 0,3mm und für die
Einlaßventile ebenfalls 0,15mm.
Zu den Werten für die Einlaßventile möchte ich aus eigener Erfahrung anmerken:
In der Literatur wird häufig für die Einlaßventile der oben genanntan Baureihen 0,1mm Ventilspiel vorgeschrieben.
Wenn ich das Spiel auf exakt 0,1mm eingestellt hatte, war es nach Ablauf des Überprüfungsintervalls oftmals viel zu stramm,
oder nicht mehr vorhanden. Wenn ich hingegen 0,15mm eingestellt hatte, war nach Ablauf des Intervalls stets Spiel vorhanden
gewesen. Ich nehme also immer 0,15 und fahre gut damit.
Zum Einstellen braucht man entweder die sündhaft teuren Spezialschlüssel, mit denen das auch wirklich sehr gut
funktioniert,
oder man bedient sich zweier schlanker 14er Gabelschlüssel und einem dicken Schlitzschraubendreher. Zunächst überprüft man
das Spiel, sollte es nicht korrekt sein, so löst man die Kontermutter[2] (Hutmutter[1] dabei festhalten) etwa eine halbe
Umdrehung und dreht die Hutmutter[1] in die richtige Höhe. Sollte das Ventil sich mitdrehen, so kann man mit dem dicken
Schlitzschraubendreher den großen Sechskant-Ventilteller[3] gegen den Kipphebelbock blockieren.
Dann zieht man die Kontermutter wieder an und hält dabei die Hutmutter in der eingestellen Position. Die Kontermutter wird
"Handfest" angezogen. Wer zu feste anzieht riskiert ein vermatschtes Gewinde oder ein abgerissenes Ventil. Merke:
"Nach fest kommt ab". Erneutes Überprüfen des Ventilspiels.
Wenn alle Zylinder überprüft sind (Motor jeweils weiterdrehen, bis die entsprechenden Nocken ganz oben stehen) setzt
man den Ventildeckel wieder auf. (Neue Dichtung erforderlich?)
Auswechseln der Ventilschaftdichtungen
Die Abdichtung der Ventilschäfte geschieht mit einer Teflon-Dichtung, die in einer Gummikappe eingelagert ist.
Zm Auswechseln ist der Ventildeckel abzunehmen. Die Lagerböcke der Kipphebel sind auszubauen. Man beginnt beim
ersten Zylinder und stellt diesen auf OT. Wenn man dies nicht tut, dann fällt das Ventil auf den Kolben und im
schlimmesten falle verkeilt es sich im Schaft. Zum weiteren Verfahren löst und entfernt man die Hutmutter und
die Kontermutter des Ventils, entnimmt den Ventilteller und die Ventilfeder[4]. Man kann im gleichen Zug auch
die Ventildrehvorrichtung[11] (Rotocap) herausnehmen und prüfen. Diese muß sich leicht und ohne zu klemmen
drehen lassen. Tut sie das nicht, so ist sie zu tauschen. Die alte Ventilschaftdichtung[7] nimmt man nach oben ab.
Beim Einbau der neuen Dichtung muß man unbedingt die Kunststoffhülsen über das Ventil stülpen und dieses gut einölen,
bevor man die Neue einbaut, sonst wird der Teflonring geschädigt und dichtet nicht. Man drückt die neue Dichtung gut
fest, bis sie spürbar in die Nuten der Ventilführung[9] eingerastet ist. Dann entnimmt man die Montagehülse und setzt
alle abgebauten Teile wieder in umgekehrter Ausbaufolge wieder ein. Beim Zurücksetzen der Kippebelböcke hat man
darauf zu achten, daß keine Nocke der entsprechenden Zylinder gerade unten steht, sonst bekommt man die Kipphebel
nicht hinein und riskiert einen Schaden an der Nockenwelle.
Kerzendorfs Spielpark