Die Vorglühanlage
Da der Dieselmotor, wenn er nicht betriebswarm ist, nicht die nötige Hitze im Verdichtungshub
zum Starten aufbringt, muß vorgeglüht werden. Beim Kaltstert trifft der Kraftstoffstrahl auf
die glühende Kerze. Dort entzünden sich die Kraftstoffteilchen an der ca. 900 Grad Celsius heißen
Oberfläche und leiten die Verbrennung ein.
Die Vorglühanlagen haben sich im Laufe der Entwicklung nicht nennenswert verändert.
Die Modelle W110 und W115 hatten Glühwendelglükerzen, die Modelle W123 und W124 Stiftglühkerzen. Bis ca
1979 mußte von Hand mit dem sich in der Armaturentafel befindlichen Glüh-Anlaß-Zug vorgeglüht und getartet werden,
später wurde diese Arbeit von einem elektronischen Vorglüh-Zeitrelais übernommen, welches über das Zündschloß vor
dem Start aktiviert wird.
Eine Ausnahme bildet der
W115 240D 3.0 der bereits 1974 dieses Zeitrelais hatte, welches in Abhängigkeit der Außentemperatur
die Vorglühzeit bestimmte. Auch der 240D 3.0 konnte wie die späteren Modelle mit Zeitrelais bequem
mit dem Zündschlüssel wie heute üblich gestartet werden.
Es bietet sich an, die unterschiedlichen Glühsysteme getrennt voneinander abzuhandeln.
Die Glühanlage mit Glühwendelglühkerzen
Hier sind die Glühkerzen mit dem Glühüberwacher und dem Vorglühwiderstand in Reihe
hintereinandergeschaltet. Die Glühkerzen sind nicht durch das Schraubgewinde mit Masse in Verbindung.
(Siehe Abbildung links, zum Vergrößern anklicken!)
Man erkennt im Motorraum, daß alle Glükerzen durch gebogene Stahl-Stromschienen
miteinander verbunden sind und erst an der Glühkerze des ersten Zylinders ist das Massekabel festgeschraubt,
welches zum Zylinderkopf führt. Das bedeutet ebenso, daß der ebenfalls in Reihe eingeschleifte Glühüberwacher
in der Armaturentafel genauso stark
glüht wie die Glühkerzen im Motor.
Alle Glühkerzen, der Glühüberwacher
und die zwischen die Glühkerzen geschraubten Widerstände zusammen verbrauchen 12V.
Deshalb darf man die Glühwendel-Glühkerze auch nicht
direkt an 12V testen, da sie sofort durchbrennen würde. Betätigt werden die Glühkerzen
mit dem Glüh-Anlaß-Zug in der Armaturentafel. Das Vorgehen steht in der Bedienungsanleitung
der jeweiligen Fahrzeuge.
Was aber tun, wenn während des Vorglühens weder die Ladekontrolleuchte dunkler wird (als Zeichen der hohen
Stromentnahme der Glühkerzen) und auch der Glühüberwacher in der Armaturentafel nicht
glüht? Weil die Glühkerzen in Reihe geschaltet sind bedeutet ein Bruch eines Spannungsführenden Teils
den Totalausfall der Vorglühanlage. Das Vorgehen zur Fehlersuche ist das, daß man der Reihe nach mit z.B.
einem Schraubendreher oder einem Draht (Mind. 6,0 Quadratmillimeter Querschnitt) während eine
andere Person im Wagen vorglüht die Widerstände zwischen den Glühkerzen einzeln, der Reihe nach
überbrückt. Wenn es beim Überbrücken "spratzelt" und nach etwa 10 sec. der Glühüberwacher anfängt
zu glühen, so hat man die fehlerhafte Glükerze gefunden.
Glüht der Glühüberwacher viel heller und schneller als sonst, so liegt wahrscheinlich eine Masseverbindung
eines Stromführenden Teils vor. Man muß zur Überprüfung das Vorglüh-Massekabel vom Zylinderkopf
abschrauben und erneut bei überbrückter Kerze vorglühen lassen.
Glüht der Glühüberwacher trotzdem, so liegt eine Masseverbindung eines stromführenden Teils vor.
Meistens liegt es daran, daß ein Vorglühwiderstand, der die Kerzen verbindet den Zylinderkopf oder ein
anderes Masseführendes Teil berührt. Der betreffende Widerstand muß ausgebaut und gerichtet werden. Wenn
man an den Stromschienen keinen Fehler findet, so sind die restlichen Stromleitungen zu überprüfen. Es
kann auch vorkommen, daß eine Glühkerze selbst den Masseschluß verursacht. Die Fehlersuche gestaltet
sich derart daß man nacheinander vom Massekabel am ersten Zylinder beginnend zuerst das Massekabel
selbst und dann nacheinander alle Stromschienen zwischen den Glühkerzen entfernt, bis der
Glühüberwacher beim Vorglühen nicht mehr glüht. Diese zuletzt abgeklemmte Glühkerze hatte dann den Masseschluß.
Die Glühanlage mit Stiftglühkerzen
Hier sind die Glühkerzen jede einzeln mit direkt 12V betrieben. An der Stiftglühkerze
wird nur der Pluspol vom Vorglührelais kommend angeschraubt. Masse erhalten die Glühkerzen durch das Schraubgewinde
über den Zylinderkopf. Im Innern der Glühkerze befinden sich eine Heizwicklung und eine Regelwicklung. Dadurch sinkt der
Stromverbrauch von Anfangs bis zu 30A auf 8-15A beim Glühen.
Der Nachteil der "moderneren" Glühanlage ist, daß man
anhand der Vorglühkontrolleuchte nicht sehen kann, ob alle Glühkerzen in Betrieb sind. Man merkt den Ausfall erst dann,
wenn so viele Glühkerzen defekt sind, daß es Startprobleme gibt.
Im Gegensatz zur manuellen Glühanlage ist die elektronische Glühanlage am Zeitrelais mit einer
geschraubten Streifensicherung geschützt. Wenn also die Glühanlage ausgefallen ist, so muß man
zuerst überprüfen, ob nicht einfach die Sicherung im Relais durchgebrannt ist. Vor dem Einbau
der neuen Sicherung muß man natürlich den Grund des Durchbrennens heruasfinden und beseitigen.
Eine Schutzsicherung im Relais schaltet die Glühanlage nach etwa 20 sekunden wieder aus, wenn nicht
gestartet wurde.
Wenn man den Schlüssel in Vorglühstellung gebracht hat, sollte die Vorglühkontrolleuchte aufleuchten.
Tut sie dies nicht, so glüht man eben nach Gefühl vor und startet den Motor. Wenn der Motor
ganz normal startet, so hat man die Vorglühkontrolleuchte und die elektrischen Leitungen dahin
zu prüfen. Man kann dies tun, indem man den kleineren Vierfachstecker, der sich unter der Abdeckung
des Relais befindet abziehet, die Buchsen 1 und 3 des Steckers verbindet und dann vorglüht. Leuchtet die
Kontrolleuchte, so liegt der Defekt im Relais, den Kerzen oder einem Kabel. Leuchtet die Lampe nicht, so sind die
Leitungen zur Lampe oder die Lampe direkt defekt, oder die Buchse 1 führt keine Spannung, wenn der Schlüssel in
Vorglühstellung ist. Wenn die Lampe leuchtet und das Relais als defekt vermutet wird (es müsste beim Drehen des
Schlüssels in Vorglühstellung klacken),
kann man das Relais aufschrauben, die Platine
herausholen (Vorher unbedingt die Batterie abklemmen!) und nachsehen, ob man eine lose
Kabelverbindung entdeckt. Wenn dies nicht der Fall ist, so reinigt man alle Steckverbindungen, biegt diese
leicht nach und
baut alles wieder zusammen und prüft erneut. Hat sich nichts getan, so muß man das Vorglührelais
tauschen. Wenn der Motor nicht ordnungsgemäß startet, so überprüft man zuerst die beschriebene
Sicherung unter der Abdeckung des Vorglührelais und ob überhaupt das Kabel zum Relais Strom führt. Sollte
das in Ordnung sein, so hat man zu überprüfen, ob an Buchse 1 des kleineren Vierfachsteckers überhaupt 12V anliegen
und ob an
Buchse 4 überhaupt Masse vorhanden ist. Man überprüft solche Sachen, wo es nur auf "Spannung da!" oder
"Spannung nicht da!"
ankommt besser nicht mit einem Voltmeter, sodern mit einer (selbstgebastelten) Prüflampe. Dazu lötet man
einfach an eine 12V Glühlampe an die Pole je einen am Ende abisolierten Draht, den man einfach
an die zu Überprüfende Kontaktstelle und je nach dem, was überprüft werden soll an "Plus" oder "Masse".
Zum Prüfen der Glühkerzen selbst kann man so vorgehen, daß man ein ausreichend dimensioniertes
Amperemeter beim Vorglühen in die Vorglühleitung einschleift, oder man bedient sich eines
Zangenamperemeters. Nach 10-20 sekunden muß die Stromaufnahme einer einzelnen Glühkerze bei 8-15
Ampere liegen. Liegt sie über 15 Ampere so ist die betreffende Glühkerze zu ersetzen, liegt keine
Stromaufnahme vor, so überprüft man die Zuleitung und ersetzt bei intakter Zuleitung die
Glühkerze. Eine einfachere Variante ist die, daß man den größeren Stecker am Vorglührelais
abzieht, und mit einen Draht mit Dauerplus in die Buchsen man Stecker hält. Hier sollte es
leicht blitzen, das heißt, daß die Stromzuführung zur Glükerze in Ordnung und die Glühkerze selbst sehr wahrscheinlich
auch in Ordnung ist. Die Numerierungen an der Steckerunterseite stimmen normalerweise mit der
Zylinderzahl überein. Wenn man sich ganz unsicher ist, kann man die Glühkerzen auch ausbauen und direkt
mit 12V an der Batterie testen. Sie sollte nach 5-7 Sekunden an der Spitze anfangen zu glühen. Glüht sie
garnicht oder irgendwo
in der Mitte, so ist sie innen durchgebrannt oder hat einen Masseschluß und muß ersetzt werden.
Kerzendorfs Spielpark