Wechsel der Zylinderkopfdichtung am 300TD W124
Die Probleme:
- Belüftete Hydrostössel mit Geräuschen im Ventiltrieb
- Zittern des Öldruckzeigers bei warmgefahrenem Motor und Tickern des Motors im Takt der Öldruckzeigernadel
- Tackkern im Motortakt aus dem Bereich des Zylinderkopfes besonders bei hoher Öltemperatur (> respektive niederigem Öldruck)
- Ölverbrauch über 1 liter/1000km
- vermehrter Rauch bei Gaswegnahme aus hohen Drehzahlen
- Kettengeräusche, weicher Kettenspanner
- unrunder Leerlauf
Der Lösungsansatz:
Ich habe vor etwa 6 Monaten wegen dieser Probleme angefangen, die Fehler zu suchen. Erstmal habe ich
dann neue Ventilspielausgleicher und einen Kettenspanner gekauft. Bereits 500km nach dem Einbau der
neuen Teile war das Klickern der Stössel bei warmgefahrenem Motor wieder da. Ich wusste keinen Reim. Ölverbrauch war nicht sensationell. Erst
als ich zwischen den Ölwechseln dann Öl nachfüllen musste habe ich mit dem Gedanken einer defekten Zylinderkopfdichtung (ZKD)
gespielt. Für Mercedes-Werkstätten sind defekte ZKDn an 124er Dieselmodellen keine Seltenheit. Häufig geht die Dichtung zwischen
erstem Zylinder, dem Druckölkanal und dem Kettenkasten kaputt. Ich vermutete. daß Verbrennungsgas aus dem ersten Zylinder
in den Druckölkanal des Zylinderkopfes steigt und dann die Hydrostössel belüftet
Zur Sache, bitte:
Nachdem der Kopf unten war hatte ich Sicherheit. Die Dichtung war tatsächlich durchgebrannnt. Die neue Dichtung von Elring
hat um den Druckölkanal eine Metallarmierung, damit diese Schwachstelle besser geschützt ist. Ob es etwas nützt?
Dann müssen alle Dichtflächen schön sauber geputzt werden. So ein Sechser "oben ohne" hat zwar auch seinen Reiz, aber
ich kaufe mir nie wieder ein Auto, in dem der Motor vorne und hinten im Motorraum anstösst. Die Montierarbeiten sind
einfach eine Schikane. Das beginnt mit dem Demontieren des Keilrippenriemens und endet mit der Montage des Abgaskrümmers.
Der Zylinderkopf wird dann komplett demontiert und gereinigt. Ein Bad in RME (Biodiesel) bewirkt Wunder, dann noch etwas
Kaltreiniger und anschliessend ein Besuch in der SB-Waschanlage mit Option "Motorwäsche". Die Reinigungsflüssigkeit in der Wanne
wird natürlich nicht in der Waschbox ausgekippt!
Nun wird der Zylinderkopf wieder aufgebaut und montagefertig gemacht. ein selbstgebautes Werkzeug zum Einbau der Ventilkeilchen
leistet gute Dienste.
Bei der Montage des Nockenwellenrades verkantet sich das Rad. Eigentlich war gar nicht viel Spannung drauf. Er machte ohne
vorherige Ankündigung "knack". Der Fixierbolzen bricht aus und nimmt noch ein grosszügiges
Stück der Nockenwelle mit. Die Teile fallen glücklicherweise nicht in den Kettenkasten.
Es wird dann eben ein neues Loch gebohrt und ein neuer Bolzen eingepreßt. Also: Das Rad nur aufsetzen,
wenn es ohne Ziehen und Werkeln drauf geht!
Zum Schluß kommt noch ein 500W Heizelement hinein. Das erleichert im Winter den Kaltstart und mindert den Verschleiß.
Das Ergebnis? Der Motor läuft auf Anhieb besser und ruhiger. Im warmgelaufenen Zustand ist bis auf das dieseltypische
Verbrennungsgeräusch und den defekten Auspuff kein Klickern zu hören. Der Ventiltrieb ist ruhig. Erstmal soll es das gewesen sein.
Es hat 180,-EUR für Ersatzteile gekostet, eine halbe Klinikpackung Latexhandschuhe, eine Hand voll PEVASTAR Handwaschpaste, zwei
Wochenenden kalte Finger, einiges an Kaffee, ...
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