Masuren 2006


Reisende:
Igor, besetzt mit Martin & Ralf
Klausi, besetzt mit Olaf & Bärbel
Detlef, Schlafstatt für Katja - hängt an Klausi

Zunächst fahre ich alleine von Kerzendorf auf die Kaktusfarm um dort Ralf abzuholen. Über Berlin (mit Übernachtung). Wir donnern wir die alte Reichsstrasse Nr.1 in Richtung Polnische Grenze an der sollen dann auch Olaf & Co. mit Klausi und Detlef dazukommen. Die vielen Hinweise daß der Übergang der ehemaliigen Preißischen Festungsstadt Küstrin für Kraftfahrzeuge über 7,49 Tonnen gesperrt ist ignoriere ich einfach und brause ungehemmt gen Osten. Viele Leute haben beteuert dass die Teilnehmer der Rallye Breslau auch diesen Übergang nehmen - dann allerdings mit Sondergenehmigung. Nach einigem Palaver lassen uns die Grenzer nach überqueren der kleinen Brücke dann auch wirklich drüber. Uff. Danach finden wir Nachtquartier an einem malerischen See und essen auf dem grossen Steg zu Abend und gehen spät ins Bett.

Immer noch auf der Alten Reichsstrasse 1 kommt bei der Ortsdurchfahrt von Walcz (Deutsch Krone) starker Qualm aus Detlefs Radkasten. Nach dem technischen Halt ist klar dass Detlef ein Fall für den grossen Deutschen Automobilclub ist. Also kommt er Huckepack in eine Werkstatt die sich am nächsten Tag um ihn kümmern will.

Damit Katja eine Schlafstatt hat bleibt Detlef erstmal vor dem Werkstatttor stehen und wir bauen eine Wagenburg in deren Mitte wir uns Schweinekamm und Bier schmecken lassen - in Erwartung was morgen passiert. Es wird nicht der letzte technische Halt bleiben...
Tatsächlich bekommt Detlef zwei neue Radlager. Die Mechaniker brauchen incl Ersatzteilbeschaffung einen halben Tag und berechnen uns dafür dann 50,-EUR incl Material. Wir machen uns weiter auf den Weg nach Olsztyn (Allenstein), der heimlichen Hauptstadt Masurens. Einige Kilomenter vor Allenstein bemerken wir beängstigend grosse Dieselpfützen unter Igor und vermuten nichts gutes. Wir beschließen bis Allenstein weiter zu fahren und machen uns Dieselverlierend auf die Suche nach einer KamAZ Werkstatt. Bei Scania Allenstein werden wir fündig. Angeblich war einer der Meister früher bei KamAZ.

Wir vereinbaren den Igor morgens bei Scania abzugeben. Die Einspritzpumpe ist im Bereich der Pumpenelemente undicht. Es gibt acht davon und um die abzudichten muss die Pumpe ausgebaut, zerlegt und wieder zusammengesetzt und justiert werden. Dazu bedarf man eines Pumpenprüfstandes und einiges an Erfahrung. Ich verliere mein Vertrauen in dem Augenblick wo ein Mechaniker seinen blechernen Werkzeugsatz ohne Unterlage auf den neu lackierten Ural Kotflügel wuchtet und er mit einem lauten scheppern zu Liegen kommt. Dann finden Sie nicht die Nullstellung des Motors und tun sich auch sonst schwer. Ich beschließe den Stadtbummel ausfallen zu lassen um das Vorhaben etwas voranzutreiben und so wird der Scania-Mechaniker zum Werkzeuganreicher und ich baue mit dem Mechaniker zusammen die Pumpe aus. Nach zwei Stunden ist das Ding dann auf der Werkbank - wird flink verpackt und zu einem Pumpendienst verbracht. Man wolle mich anrufen wenn sie fertig ist.
Am Abend vor der Reparatur finden wir eine schöne Stelle zum Schlafen. Allerdings bleibe ich nicht lange auf denn um 07:00 muss Igor in der Werkstatt stehen. Unglaublich wie viele Störche hier leben. Auf jedem Strommast schläft einer.

Ich laufe in die Stadt und treffe den Rest der Truppe und wir haben einen schönen Tag in Allenstein. Wir besichtigen die Altstadt, das Schloss und die Herz-Jesu Kirche. Allenstein war während des Krieges Schauplatz heftiger Gefechte und wurde nach 1945 dann in Olsztyn umbenannt und unter polnische Verwaltung gestellt. Viele Menschen sprechen aber deutsch dort. Ob von früheren Zeiten oder im Zuge der Euroäisierung können wir nicht sagen. Auf jeden Fall gibt es viel zu sehen!
Der Werkstattleiter ruft an und teilt mit dass die Pumpe da ist und eingebaut werden kann. Ich gehe wieder zu Scania und mache mich an die Arbeit. Man gibt mir einen Mechaniker und mit dem schaffe ich es dann in etwa drei Stunden den Ural wieder klar zu machen. Sie berechnen mir für die ganze Aktion 300,-EUR. Scheint viel - aber wenn man bedenkt dass alleine das Überholen der Pumpe alleine 8 Stunden gedauert hat ist das echt preiswert.

Bis spät in die Nacht schrauben wir und dann läuft er auch wieder. Dank der ausgeklügelten Mechanik braucht man dann beim Einbauen auch nichts mehr einzustellen: man arretiert den Motor mit einem Hebel in der Montagestellung, dreht die Pumpe bis die Markierungen an der Pumpenwelle mit der am Pumpengehäuse übereinstimmen, schraubt das ganze fest und hat gleich den Förderbeginn aufs Grad genau. Wir fahren im Anschluss wieder an die gleiche Übernachtungsstelle wie Tags zuvor und speisen leckere ponische Wurstwaren am Feuer bis spät in die Nacht.

Am Morgen danach starten wir weiter in Richtung Osten. Leider raucht der Igor nach 5 Kilometern aus der Motorhaube: Eine Einspritzdüse ist Opfer ihrer Konstruktion geworden. Die Düsenstöcke haben eine mit O-Ringen abgedichtete Nachstellschraube. So kann man wenn der Düsendruck nachgelassen hat mit einem kleinen Schraubenschlüssel die Vorspannung der Feder verändern. Aus dem O-Ring sifft es heraus und tropft auf den Auspuffkrümmer. Zum Glück sind wir gerade an einer kleinen Werkstatt mit einem KamAZ Schild vorbeigefahren und dort verkauft man mir auch komplette Düsenstöcke für 18,-EUR das Stück. Ich kaufe gleich einen ganzen Satz. Wer weiss was Igor noch auf Lager hat, hehe.

Wir treffen an der "Wolfsschanze" ein und sind überwältigt von der Anlage und wie viele Westtouristen mit weissen Tupperschüsseln auf dem Parkplatz stehen. Wir stellen uns dazu und beschließen hier zu übernachten um an nächsten Morgen durch die Anlage zu laufen. Wir mieten uns einen deutschsprachigen "Erklär-Bär" der uns wirklich sehr gut die aberwahnwitzige Konstruktion erläutert. Das Gelände befindet sich in der Nähe von Rastenburg beim ostpreussischen Dorf Görlitz und war im letzten Teil des zweiten Weltkrieges das militärische Lagezentrum der Deutschen Wehrmacht. Gut eingebettet in tiefe Wälder wurden Bunkeranlagen aus meterdickem Beton erschaffen.

Der "Führer" zeigt uns einen Teil der Anlage die aus über 100 Gebäuden bestand und während des Russlandfeldzuges Hauptaufenthaltsort von Adolf Hitler nebst über 2000 Soldaten war. Wie durchgeknallt muss man sein um so etwas zu errichten? Viele der Gebäude wurden im Januar 1945 wegen dem Vormarsch der Roten Armee mit Wagenladungen voll Dynamit zerstört. Einige Gebäude waren so massiv so dass sie mehrmals mit Sprengladungen versehen wurden und trotzdem nur "dicke Backen" bekamen aber nicht zusammenfielen.
Die Wälder in Masuren sind wirklich unheimlich dicht. Wir sind dirch Wälder gefahren in denen die Baumkronen über der Strasse wieder zusammengewachsen waren. Man braucht am Tage in diesen "Tunneln aus Laub" Licht weil es sonst zu dunkel ist.

Nach dem Verlassen des ehemaligen Führerhauptquartiers finden wir einen schönen See, packen das gute DDR Faltboot aus und machen eine ausgiebige Seerundfahrt. Nach dem Wiederkommen bereiten wir uns auf Essen vor und hören aus der Ferne einen heulenden Dieselmotor. Wir strecken die Köpfe aus und sind uns einig dass sich das gewaltig nach Deutz luftgekühlt anhört. Das Geräusch kommt Näher, das Bullern des Motors wird greifbar und plötzlich schießt an der Einfahrt zur Lichtung an "unserem" See ein roter Mercur vorbei. Ich kenne nur einen mit einer Deutz Feuerwehr - Stefan aus Celle. Unmittelbar nach der Vorbeifahrt hört man es bremsen, zurückschalten, rangieren, und das Bullern kommt wieder näher. Es sind Stefan und seine Frau! Man trifft sich zufällig im tiefsten Masuren. Er hat beim Suchen nach einem Schlafplatz in die Lichtung geschaut und einen roten Ural gesehen. Einen roten Ural kennt er nur einen. Hrhr - Zufälle gibt es. Man beschließt ein gemeinsames Abendessen, ich fahre mit meinem bordeigenen Moped noch ins nahe gelegene Dorf und hole noch Bier und Fleisch. Wir haben einen tollen Abend.

Am Morgen gibt es noch ein zünftiges Frühstück und der örtliche Pfarrer bittet um eine Spende denn das Gelände auf dem wir stehen gehöre angeblich der Kirche. Ob es wahr ist bleibt uns verborgen aber gemütlich war es allemal.

Wir brechen auf nach Malbork (Marienburg in Westpreussen) um dort die gleichnamige Burg zu besichtigen. Unendlich viele Touristen sind hier. Die Führung durch die Burg lohnt sich aber. (Bild:Wikipedia)

In Danzig leisten wir und mal wieder einen Campingplatz direkt am Wasser. Die Italiener mit ihren Fiat Ducato werden etwas hektisch als bei ihrem Abendessen in der Tupperschüssel auf Fensterhöhe eine Ural Radnabe vorbeikommt. Hektisches Treiben: Die Bewohner der Weissen Ware rennen im Reisemobil hin- und her flitzen heraus, hängen die Badeklamotten von der Leine, verstauen die Campingmöbel und machen wieder hinter sich die Schotten Dicht. Schauen wir so grausam aus?

Von links nach rechts:
Bärbel, Waldi, Katja, Ralf, Olaf, Martin. Dahinter: Klausi und Igor

Endlich bekommt Ralf seinen lang ersehnten Strandtag in der Danziger Bucht. Am anderen Tag fahren wir mit der Strassenbahn in die Danziger Innenstadt. Es ist schon komisch wenn der Strassenbahnfahrer an der Kreuzung mit einer dicken Eisenstange bewaffnet aussteigt und sich die vor ihm liegende Weiche selbst stellt. Die Stadt als solche ist schön - richtig hanseatisches Flair mit schönen Restaurants am Wasser, viel zum Sehen und schönem Wetter. In der Altstadt haben dutzende Händler ihre Stände aufgebaut und bieten von Bernstein über Skulpturen bis Gemüse alle möcglichen Sachen an.

Die Reise nähert sich dem Ende. Über Bütow in Pommern Reisen wir zurück nach Stettin und reisen nach Deutschland ein. Insgesamt eine wunderschöne Reise mit mehr schönen Erlebnissen und auch einigen Pannen. Ich hatte allerdings sowohl bei Reisen vorher als auch hinterher nie wieder einen Ausfall am Ural der einen Werkstattaufenthalt erforderte *KlopfaufHolz*. Zum Glück ist die Pumpe in Polen undicht geworden, In Deutschland oder Westeuropa hätte ich wohl keinen gefunden der mir die repariert - aber wozu hat man zuhause eine werksneue im Regal....

Ich danke allen Mitreisenden für die schöne Zeit!



Zurück zu den Tourberichten
Zurück zur Hauptseite
www.kerzendorf.de