Häufig gestellte Fragen zum Ural 4320
Die Anzahl der Email-Nachfragen zum Thema "Ural" seitdem diese Seiten unter www.kerzendorf.de
eingestellt wurden ist überwältigend. Deshalb möchte ich hier einige Fragen beantworten, die gehäuft immer wieder auftreten. Wenn Sie
darüberhinaus noch weitere Fragen an mich zu richten haben, können Sie das gerne per Email tun.
Bitte beachten Sie, daß ich die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen bearbeitet habe, ich daher keine Garantie auf Richtigkeit
geben kann. Bitte beachten Sie den Rechtshinweis! Berichtigungen und Ergänzungen
nehme ich gerne auf.
Wieviel kostet ein Ural
Die Kosten für einen Ural differieren deutlich. Sie beginnen bei ca 500,-EUR für heruntergekommene Modelle und
enden bei ca 15.000,-EUR für "reisefertig" aufgebaute Fahrzeuge. Depotfahrzeuge im NVA-Rohzustand werden bei ca 5000,-EUR
gehandelt. Die Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage. Die Ansichten über den Preis den der Verkäufer erzielen
will und wieviel der potenzielle Käufer bezahlen möchte liegen nicht selten über das doppelte auseinander. Das ist dann eben
zu verhandeln.
Darf man den Ural mit dem alten rosa Führerschein Klasse 3 fahren?
Ganz klar "nein"! Ein fahrfertiger Ural, vollgetankt mit Ersatzrad, Seilwinde und Kofferaubau wiegt ca. 10 Tonnen. Laut
Kraftfahrttechnischer Anweisung der DDR wiegt das leere Fahrgestell ohne Kofferaufbau 8,2 Tonnen. Wenn man auf störendes Zubehör
wie Ersatzrad, Seilwinde, etc verzichtet und eine "gute" Waage findet kann man den Ural vielleicht unter 7,49 Tonnen bringen, dann
hat man allerdings nur einen Motor, ein Fahrerhaus, Antrieb und einen leeren Rahmen. Das macht keinen Sinn. Ungeklärt ist dann
noch die rechtliche und versicherungstechnische Frage.
Wo bekommt man einen Ural
Einen richtigen Ural-Händler gibt es in der westlichen Welt meines Wissens nach nicht. Man ist also gehalten, zu suchen. Das Internet
ist eine geeignete Plattform. Man braucht Geduld. Es gibt Händler für ehemalige Militärfahrzeuge und natürlich auch Privatpersonen, die
Ural verkaufen.
Wieviel Diesel verbraucht der Ural 4320?
Der Ural 4320 (Diesel) verbraucht je nach fahrweise zwischen 28 und 38 Litern auf 100km bei Straßenfahrt. Wenn man nur Vollgas
fährt, dann natürlich mehr. Wer so ein Fahrzeug kauft und wegen 5 Litern mehr oder weniger jammert, der soll Golf TDI fahren.
Der 4320 ist bitte nicht zu verwechseln mit dem Ural 375 mit Ottomotor. Diese Fahrzeuge verbrauchen so etwa 70 Liter Benzin /100km.
Kann man den Ural "schneller" machen?
Grundsätzlich ja, es gibt drei grundsätzliche Möglichkeiten.
1. Man kann die Vollastschraube der Einspritzpumpe verstellen und somit die Abregeldrehzahl anheben. Berichten zur Folge sollen dann bis zu
110km/h möglich sein. Vorteil: Keine Kosten, schnell erledigt. Nachteil: erheblich steigender Dieselverbrauch, der Motorverschleiß und der Lärmpegel sind ebenfalls
um einiges höher, wenn man die hohe Drehzahl ständig nutzt.
2. Man kann Reifen mit grösserem Abrollunmfang montieren (z.B. 15.00-20). Vorteil: Die Geländegängigkeit wird erhöht, man kann die gewohnte
Reisegeschwindigkeit (z.B. 85km/h) bei geringerer Drahzahl fahren. Der Verschleiß, der Verbrauch und das Fahrgeräusch sinken. Nachteil:
Teuer, Eintragungspflichtig, Begrenzung des Federweges und des Lenkeinschlages nötig.
3. Änderung des Getriebes oder der Achsen. Man kann mit sehr grossem Aufwand auch z.B. den Schnellgang im Schalt-oder Verteilergetriebe
ändern. Nachteil: Aufwändig, teuer, bei zu "langer" Auslegung des Schnellganges evtl zu wenig Motorkraft bei Steigungen. Häufiges Zurückschalten kann die Folge sein.
Vorteil: Drehzahlreduziernung bei gewohnter Reisegeschwindigkeit, weniger Verschleiß und Lärm.
Wieviel Steuer, Versicherung und Unterhalt kostet ein Ural jährlich.
Die Fixkosten sind relativ leicht herauszubekommen, hängen aber von der Nutzung ab. Je nach Nutzung und Gewicht kann man bei
seiner
Versicherung den Tarif herausbekommen, evtl kann man eine Oldtimerversicherung bekommen, wenn das Fahrzeug die jeweils geltende
Altersgrenze überschreitet. Die Steuer geht nach Gewicht, hier gibt das zuständige Finanzamt Auskunft. (Steuerkalkulator hier) Dazu kommen die Kosten für
die jährliche Haupt- und Abgasuntersuchung (HU/AU), sowie die vorgeschriebene Sicherheitsprüfung (SP).
Wo bekommt man Ersatzteile für Ural?
Kommt darauf an, was man braucht. Oel/Diesel Filter bekommt man im Polen in fast jeder gut sortierten LKW-Werkstatt sowie in
KamAZ-Vertragswerkstätten, weil der Antrieb des Ural von KamAZ stammt. Evtl passen auch "Westfilter" nach kleineren
baulichen Veränderungen der Filtergehäuse. Formteile (Bleche, Spezialteile) bekommt man praktisch nicht. Ein Schlachtfahrzeug ist
eine geeignete Teilequelle. Die Bremsen haben Innenteile, die auch im DIN-Teilekatalog zu finden sind. Man muß suchen und erfinderisch ein.
Ist der Ural wirklich von so schlechter Qualität wie erzählt wird?
Das ist Ansichtssache. Der Ural ist kein Actros und schließlich und endlich ein Militär-Gebrauchsgegenstand. Die Technik ist solide,
funktionell und gut durchdacht. Einzig die Verarbeitungsqualität im Detail lässt zu Wünschen übrig. Leitungen sind etwas lieblos verlegt, die
Gummiteile sind häufig porös, Spaltmasse sind nicht gleichmässig. Es ist eben ein Lastwagen. Ich habe Geschichten gehört, daß sich ein
Ural-Fahrer beschwert hat, daß sein Ural schon nach 20.000km aus allen Knopflöchern ölte und zum Schluß so oft defekt, daß er
nicht mehr reparabel war. Durch Nachfragen bekam ich heraus, daß der Besitzer das Fahrzeug aus dem Depot gekauft hatte und nach 15
Jahren überwiegender Standzeit dann sofort in Betrieb genommen hat. Es wurde keine Wartung gemacht, keine Öle gewechselt, alle
Schmiernippel waren trocken. So gesehen ist das eine gute Qualität, daß ein LKW nach 15 Jahren Standzeit ohne Wartung noch 20.000km
lang fuhr. Ohne Pflege geht jedes Auto früher oder später kaputt. Man sollte wenigstens regelmässigen Schmierdienst machen und die
Konservierungsöle gegen Betriebsöle ersetzen, aber das muß jeder selbst wissen. Wenn trotz gewissenhafter Pflege dann doch ein Defekt
auftritt, dann kann man sich wenigstens keinen Vorwurf machen, man hätte es vielleicht verhindern können.
Ausfälle kann es immer geben.
Hat der Ural wirklich so umögliche Fahreigenschaften wie erzählt wird?
Er fährt sich eben wie sich jedes Militärfahrzeug auf dem technischen Stand der 70er Jahre fahren lässt.
Er ist kein Actros, kein Hymer, kein Clou-Liner.
Ist ein Ural aus dem Depot ohne "Westbrief" zulassbar?
Streng genommen nicht. Der Ural gilt, wenn er noch nie in der BRD zugelassen war dann ungeachtet des Baujahres als Neufahrzeug und
erfüllt in keiner Weise die geltenden Vorgaben
der Kraftfahrtbundesanstalt für Neufahrzeuge. Man muß mit grossen Schwierigkeiten rechnen. Es gibt vielleicht einen Weg:
Man muß sich die Ural-Betriebserlaubnis der DDR beschaffen und damit argumenieren, daß laut Einigungsvertag alle Kraftfahrzeuge,
die in der ehemaligen DDR zugelassen waren auch in (West)Deutschland zugelassen werden können. Es ist eventuell viel Rennerei und
man braucht einen TÜV, der Verständnis für solche Monsterfahrzeuge hat.
...wird fortgesetzt.
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