Die Einspritzanlage
Mercedes-Benz Dieselfahrzeuge von der Baureihe W110 bis W124 haben
eine mechanische
Einspritzanlage mit Bosch-Reiheneinspritz-Stempelpumpen.
Die Einspritzpumpen sehen im Grunde gleich aus und funktionieren nach dem gleichen Prinzip.
Angetrieben werden die Pumpen mit der Kurbelwelle über die Steuerkette.
Der Kraftstoff wird aus dem Tank mit der an der Einspritzpumpe (EP) angebrachten Förderpumpe
(3) durch
das Vorfilter und die Tankleitung (4) angesaugt und vom Pumpenkolben über die Vorlaufleitung (5)
in das Hauptfilter gepreßt. Hinter diesem
Hauptfilter erreicht der Dieselkraftstoff über die weitere Vorlaufleitung (7) den Vorratsraum der EP.
Das Überströmventil der EP im Rücklauf
zum Filter (6)und zum Tank sorgt dafür, daß der Vorratsraum in der EP immer unter Druck steht.
Der Durchfluß durch die EP ist immer wesentlich höher als die tatsächlich benötigte DK-Menge,
so ist für eine ständige Spülung und Entlüftung gesorgt. Eventuelle Luftblasen werden so stets
mitgenommen und können den Betrieb nicht stören. Sollte durch Leerfahren des Tanks Luft ins
System gelangt sein, muß durch die Handpumpe (2) oder durch "Anlasserorgeln" erst die Pumpe
entlüftet werden. Der im Vorratsraum der EP befindliche DK wird von den Pumpenkolben durch
die Druckventile (1) zu den Einspritzdüsen gedrückt. Entsprechend der Einstellung der
Vorspannug
der Druckfeder im Düsenhalter wird der Kraftstoff mit etwa 110-120 Bar in die Vorkammern gespritzt.
Der Entlang der Düsennadel leckende DK (der die Düse schmiert) gelangt über die Leckölleitung zurück zum
Hauptfilter und in den Tank.
Einstellen des Einspritzdruckes
Zum Reinigen und Einstellen der Einspritzdüsen muß der Düsenhalter aus dem Zylinderkopf herausgeschraubt und geöffnet werden.
Zum Reinigen der Innereien darf man niemals Benzin oder Lösungmittel verwenden, weil dadurch die Oberfläche der empfindlichen
Teile entölt wird und sie bereits bei Luftfeuchte sofort Oberflächenrost ansetzen können und für immer unbrauchbar werden.
Zum Reinigen bevorzuge ich Biodiesel (RME) oder noch besser Caramba Kriechöl aus der Sprühdose, da sind garantiert keine Partikel
drin und man kann die Einzelteile vor dem Zusammensetzen damit "abduschen" und somit von Staub und Kleinstpartikeln befreien.
Der Einspritzdruck der Düsen wird im Düsenhalter durch Änderung der Düsenvorspannung eingestellt. Die EP bleibt dabei völlig
unbeeindruckt.
Man schraubt den gesamten Düsenhalter nach lösen der Einspritzleitung idealerweise mit einem 27er Rohrschlüssel aus und spannt
den Halter vorsichtig in einen Schraubstock ein (Nicht zuböllern, sonst verdrückt man alles und der Halter geht nicht auf!).
Es gibt wohl spezielle Klemmbacken für Einspritzdüsen, aber es geht auch so. Dann schraubt man das Oberteil des Düsenhalters
auf. Darin findet man (von oben nach unten):
eine Einstellscheibe (15, blau),
eine Feder (6),
einen Druckbolzen (16)
einen Düsenteller (3),
eine Düse (2) mit darinsteckender Düsennadel (1).
Gelb markiert den Weg des Dieselkraftstoffes durch den Düsenhalter.
Die Leckölmenge, die die Düse schmiert wandert durch die Feder und am Einstellplättchen vorbei neben heraus. Bei den W110 sind
starre Rücklaufleitungen verschraubt, bei den späteren gibt es Gummischläuche zum Aufstecken.
Auf GAR KEINEN FALL darf auch nur der allerfeinste Dreck oder Staub in die Innereien der Düse und des Halters kommen,
weil die Düsennadel dann verkeilt und festhängt. Meistens hat sie dann einen Schlag fürs Leben und muß getauscht werden,
selten kriegt man sie mit viel Geduld und Biodiesel als Reinigungs- und
Spüllösung wieder hin. Auch Kriechöl ("Caramba", etc.) aus der Sprühdose hilft hier weiter. Aber nur als ultima ratio!!!
Dreck von Anfang an zu vermeiden ist besser als hinterher stundenlang mit der Düse gekämpft.
Den Druck verstellt man, indem man dickere oder dünnere Plättchen einlegt (pro 0,05mm dicker werden es etwa 3 Bar mehr, so etwa).
Dann feste wieder zuschrauben und im Prüfgerät testen. Ich habe mir mit meinem Bruder so ein Sortiment an Distanzplättchen
zugelegt-es war wochenlange
Rennerei von Bosch-Dienst zu Bosch-Dienst, bis wir alle von 0,8 bis 1,96 zusammenhatten. Ein
Plättchen kostet 1,40DM+Steuer und Überrredungskunst ("Wozu brauchen se die denn? Das kann man nicht selber machen!"),
daß sie die überhaupt einzeln und nicht im
10er-Pack rausrücken.
Unsere Aufbewahrungsdose gibt es hier, eine Aufstellung der Bestellnummern und Stärken
der Einstellscheiben gibt es hier.
Um ein Prüfgerät kommt man aber nicht drumherum. Man kannt höchstens beim Bosch fragen, ob
sie einem das machen und man wollte sowieso schon immer mal sehen, wie das geht und fragt ob man
zuschauen darf. Die Drücke sollten im Gesamtmotor nicht mehr als 5 Bar auseinanderliegen.
Zum Reinigen der Düsen hat man auf peinlichste Sauberkeit zu achten und darf keinesfalls Benzin oder Verdünner zum
Reinigen verwenden. Man schraubt dazu wie oben beschrieben den Düsenhalter auf und nimmt die Düse heraus. Im Düsenkörper
steckt noch die Düsennadel, die man zum Reinigen vorsichtig ohne sie zu verkeilen herausziehen kann. Man darf keinesfalls
die geläppte Lauffläche der Düse enfassen, denn sie setzt sofort Flugrost an und ist kaputt. Man darf die Düse nur und
ausschließlich am hinteren schmaleren Teil anfassen. Man kann dann die Düsennadel mit Biodiesel oder Mos2-Rostlöser
einsprühen und mit einem spitzen Hartholzzstäbchen die Spitze und vorsichtig den Sitzkonus reinigen. Man setzt die
Düsennadel eingeölt wieder zurück und sie muß ohne zu haken bis in den Sitz des Düsenkörpers zurücklaufen. Selbst ein
sanftes Nachhelfen kann der Düse den Geist aushauchen. Oberste Vorsicht ist geboten.
Das Prüfgerät für den Öffnungsdruck braucht man unbedingt. Einfach so aus Gefühl dickere
Plättchen einlegen funktioniert unter Garantie nicht, Leider. Auch das Ausschrauben einer
Düse und das Laufenlassen des Motors mit einem Zylinder weniger und
mit einer auf eine verbogene Einspritzleitung geschraubte
Einspritzdüse ist zwar eine schöne Sauerei, wenn da der Dieselnebel einem um die Nase weht aber
eine Prüffunktion "ob es schön vernebelt" ist das beileibe nicht.
Weiter ist wichtig, daß man stets neue Dichtbeilagen (Wärmeschutzscheibe) zur Abdichtung in die Vorkammer einlegt
(richtig herum!) und dann den Düsenhalter nach dessen Zusammenbau einschraubt und wieder fest anzieht. Um die
Verkokung der Drosselzapfendüsen zu verringern werden erfolgreich Wärmeschutzscheiben eingesetzt. Durch die
Schutzscheibe wird die Temperatur des Düsenbodens merklich gesenkt und somit die Lebensdauer der Düse erheblich
verlängert. Bei herrschenden Temperaturen von bis zu 250°C am Düsenboden findet eine Erweichung des
Düsensitzes und ein schlechteres Vernebelungsverhalten statt. Mit der Wärmeschutzscheibe
kann die Temperatur um bis zu 40°C verringert werden. Der Einbau der zylinderkopfspezifischen Scheibe erfolgt zwischen dem
Düsenhalter und dem besonders ausgeformten
Sitz im Zylinderkopf. Die Dichtlippe der Wärmeschutzscheibe wird bei der Montage um 0,3 ... 0,7mm dauerhaft verformt und
darf bei einer erneuten Montage des Düsenhalters nicht mehr verwendet werden. Im Wesentlichen gibt es für die unten genannten
Motoren nur zwei verschiedene Wärmeschutzscheiben. Beide Scheiben haben einen Gesamtdurchmesser von 20,1mm und unterscheiden
sich im Durchmesser der Innenöffnung. Der Durchmesser der Innenöffnung beträgt 10,0mm bei der Teilenummer 2 430 501 009 und
7,7mm bei der Teilenummer 2 430 501 011.
Wenn man dann alles richtig zusammengeschraubt hat und der Motor wieder läuft, dann hat man nach einiger Fahrstrecke zu
Überprüfen, ob der Düsenhalter dicht ist, ansonsten:
Ausbauen, nochmal in den Schraubstock (wieder nicht anböllern!) eine halbe Umdrehung auf, und
dann in einem Zug wieder feste zu. Da kann man ruhig auch mal fester drehen. (Verstellbaren
Drehmomentschlüssel im Unterarm auf "fest" einstellen) Wenn man mit rosa Brille auf montiert
kann man dabei ausnahmsweise auf eine neue Dichtbeilage in der Vorkammer verzichten.
Nicht vergessen, die Leckölleitungen wieder aufzustecken, vorsichtshalber beim Benz einen Meter
neuen gekauft, der reißt nämlich gerne und erfahrungsgemäß sind die abgerissenen Stücke dann für
eine Wiederverwendung zu kurz. Bei der verschraubten Variante soll man immer neue Kupferdichtringe
verwenden, sonst ist das Leck sicher. In der letzten Düse ist ein kurzes Schlauchstück mit einem
speziellen Verschlußstopfen eingesetzt. Dieser Verschlußstopfen kann aus dem kurzen Schlauch
rausgepopelt und in einen neuen Schlauch eingesetzt werden.
Das Starten des Motors kann aufgrund von Luft im Hochdrucksystem schwierig werden. Man zieht die
Einspritzleitungen handfest an, dann löst man die Einspritzleitungen an den Düsen wieder eine halbe
Umdrehung und betätigt den Starter für etwa 20-30 sek. um die Luft aus den Hochdruckleitungen
herauszubekommen. Danach die Einspritzleitungen wieder
handfest anziehen und diesmal mit Vorglühen Starten. Dabei das Fahrpedal ganz durchtreten und
den Starter erst wieder loslassen, wenn der Motor eigenständig Drehzahl aufnimmt, dann das Fahrpedal
langsam zurücknehmen. Warmfahren, erneut Dichtheit kontrollieren.
Bestellnummern der Düsen
Modell |
Baumuster.Typ |
kW/PS |
Bauzeit |
Nummer (Bosch) |
Nummer (Mercedes) |
Typformel |
Wärmeschutzscheibe |
190Dc (W110) |
OM 621.912 |
40/55 |
06/61-08/65 |
0 434 250 011 |
000 017 28 12 |
DN 0 SD 1510 |
2 430 501 009 |
190D (W201) |
OM 601.911 |
53/72 |
09/83-08/89 |
0 434 250 120 |
001 017 46 12 |
DN 0 SD 261 |
2 430 501 011 |
190D 2.5 (W201) |
OM 602.911 |
66/90 |
04/85-08/89 |
0 434 250 128 |
001 017 49 12 |
DN 0 SD 265 |
2 430 501 011 |
200D (W110) |
OM 621.918 |
40/55 |
08/65-12/67 |
0 434 250 011 |
000 017 28 12 |
DN 0 SD 1510 |
2 430 501 009 |
200D (W115) |
OM 615.913 |
40/55 |
01/68-01/77 |
0 434 250 011 |
000 017 28 12 |
DN 0 SD 1510 |
2 430 501 009 |
200D (W123) |
OM 615.940 |
40/55 |
07/76-02/79
| 0 434 250 011 |
000 017 28 12 |
DN 0 SD 1510 |
2 430 501 009 |
200D (W123) |
OM 615.940 |
44/60 |
03/79-11/85
| 0 434 250 011 |
000 017 28 12 |
DN 0 SD 1510 |
2 430 501 009 |
200D (W124) |
OM 601.912 |
53/72 |
12/84-04/85 |
0 434 250 120 |
001 017 46 12 |
DN 0 SD 261 |
2 430 501 011 |
200D (W124) |
OM 601.912 |
53/72 |
05/85-08/88 |
0 434 250 128 |
001 017 49 12 |
DN 0 SD 265 |
2 430 501 011 |
200D (W124) |
OM 601.912 |
53/72 |
09/88-06/93 |
0 434 250 120 |
001 017 46 12 |
DN 0 SD 261 |
2 430 501 011 |
220D (W115) |
OM 615.912 |
44/60 |
01/68-01/77 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
220D (W123) |
OM 615.941 |
44/60 |
07/76-03/79 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
240D (W115) |
OM 616.916 |
48/65 |
08/73-01/77 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
240D (W123) |
OM 616.912 |
48/65 |
02/76-08/78 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
240D (W123) |
OM 616.912 |
48/65 |
09/78-08/79 |
0 432 217 065 |
nach Motornummer |
nach Motornummer |
2 430 501 009 |
240D (W123) |
OM 616.912 |
53/72 |
09/79-11/85 |
0 434 250 110 |
001 017 29 12 |
DN 0 SD 240/ |
2 430 501 009 |
240D 3.0 (W115) |
OM 617.910 |
59/80 |
08/74-11/76 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
250D (W124) |
OM 602.912 |
66/90 |
04/85-08/89 |
0 434 250 128 |
001 017 49 12 |
DN 0 SD 265 |
2 430 501 011 |
300D (W123) |
OM 617.912 |
59/80 |
02/76-08/78 |
0 434 250 072 |
000 017 69 12 |
DN 0 SD 220 |
2 430 501 009 |
300D (W123) |
OM 617.912 |
65/88 |
09/78-08/79 |
0 432 217 065 |
nach Motornummer |
nach Motornummer |
2 430 501 009 |
300D (W123) |
OM 617.912 |
65/88 |
09/79-11/85 |
0 434 250 110 |
001 017 29 12 |
DN 0 SD 240/ |
2 430 501 009 |
300D (W124) |
OM 603.912 |
80/109 |
12/84-08/89 |
0 434 250 128 |
001 017 49 12 |
DN 0 SD 265 |
2 430 501 011 |
Wenn ein Fahrzeug genau in die angegebenen Produktionswechsel fällt kann ich ggf. auf Anfrage per eMail
genauer nach Motornummern aufschlüsseln.
Wissensstand ist 1999, nachfolgende Änderung ist möglich. Vorgesehener Öffnungsdruck ist jeweils 115 Bar.
Die vorgesehene Wärmeschutzscheibe (Beilagscheibe in der Vorkammer) ist in zweiter Funktion auch eine Dichtung,
die sich nach einmaligem Festziehen verpreßt. Die Scheibe sollte nach jedem Demontieren des Düsenhalters erneuert werden.
(Wird fortgesetzt, es sollen noch das
Einstellen des Förderbeginns , Wartungsarbeiten an der Einspritzpumpe und eine Liste
mit möglichen Fehlerdiagnosen beim Dieselmotor hinzukommen.)
Kerzendorfs Spielpark