Die Zulassung
oder
"Der Tag der Wahrheit"
Ich war im Vorfeld der Zulassung bei verschiedenen TÜV-Prüfstationen gewesen und hatte vorab mal abgeklopft, was ich neben
einer tadellosen Technik denn so
bieten muß, damit eine Zulassung möglich ist. Ich stellte Voruntersuchungen im Internet an und ging dann mit meinen
wohlvorbereiteten Unterlagen (hübsch in einem Hefter angelegt) zu den jeweiligen Sachverständigen und wollte mal hören...
Links: Testfahrt am Ostersonntag
Versuch 1:
Der erste Besuch galt dem Prüfzentrum in unserer Kreisstadt. Ich traf den Sachverständigen
dort auch an, aber er war gerade mit einer Vollabahme eines schönen alten 6-Zylinder Honda-Motorrades beschäftigt. Das Motorrad
war absolut tadellos gepflegt. Der aaSoP verweigerte die Zulassung, weil die Vorderradbremse leicht quietschte und das
Rücklichtglas im Bereich einer Befestigungsschraube leichte Altersrisse zeigte.
Dann war ich dran. Ich führte mein Vorhaben vor und das Prüferlein gab mir unmißverständlich zu verstehen, daß er bereit
ist mir eine Zulassung zu erteilen, wenn ich im einen Ural "à la Hymer" präsentiere. "Sie glaabe ja gar net mit wass firn Scheiss
dei Leit´ hei vorbeikomme und e Zulassung habbe wolle!" Ich glaube das wohl, aber mein Ural ist ja umfassend technisch saniert worden.
Er winkte desinteressiert ab. So ein Fahrzeug habe nicht den Charakter eines gemütlichen Reisefahrzeuges und könnte demnach auch keine
Zulassung als Wohnmobil bekommen. Ernüchternd! Ich beschloß, daß dieser Prüfer meinen Ural nicht zu Gesicht bekommen sollte.
Rechts: Männerspiele
Versuch 2:
Dieser Versuch startete in einer hessischen Universitätsstadt. Der Sachverständige war supernett! Wirklich. Er hatte
sofort Verständnis für das Vorhaben und bot mir auch eine kostenlose Vorbegutachtung an. Er schrieb mir auf ein Blatt
Papier, welche Punkte der Ural nach seiner Auffassung erfüllen muß. Ich bedankte mich, steckte den Zettel ein und überlegte
dabei, daß ich dann noch ein Jahr lang schrauben müsste um das alles zu erfüllen. Es waren dutzende Kleinigkeiten wie
Rückfahrlicht, abgesenkte Stossstange, etc. Es musste auch einfacher gehen, also unternahm ich
Links:Alles im grünen Bereich bei 80km/h
Versuch 3:
Das TÜV-Service Center in einer kleinen Stadt am Fusse eines hessischen Mittelgebirges. Der Sachverständige legte seine
Schwerpunkte an
die Verkehrssicherheit und daß der Wohnausbau die vom TÜV vorgeschrieben Anforderungen erfüllt. Der Ingenieur sagte,
ich solle das Fahrzeug mal vorführen und wenn es in Ordnung sei, dann stünde einer Zulassung nichts im Wege. Das konnte
ich bieten und beschloß dort mit meinem Ural hinzufahren.
Nun war es so weit!
Der spannende Tag war ein Montag und konnte beginnen, nachdem ich bereits am Freitag zuvor die Kurzzeitkennzeichen geholt hatte, tankte und
Samstags die Wiegekarte holte.
Wie mit dem Prüfer verabredet fand ich mich zur Öffnungszeit frühmorgens ein und zahlte erstmal runde 200,-EUR Prüfgebühr für
Vollabnahme, Abgasuntersuchung und Sicherheitsprüfung. *würg*
"Fahrzeug Kerzendorf vor die Bahn 1, bitte!" krächzte es aus dem Lautsprecher. Dann ging es los: Der Ingenieur hatte sich auf seine
Kladde ein weisses neues Blatt gespannt, auf der die Mängel aufgeschrieben werden sollten. Dann wurde es extrem spannend:
Rauf auf die Bremsenrolle. Nachdem der Bremsenprüfstand endlich auf Einzelradtest stand konnte es losgehen. Der Ingenieur
konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, denn der Ural bot absolut gleiche Reibwerte auf allen sechs Rädern. Das war bereits die
halbe Miete, dann noch auf die Grube und die äusserlich trockenen Getriebe anschauen. "Der ist ja total gut in Ordnung! Der
Wohnausbau ist zwar etwas karg, aber entspricht den Vorschriften." Danke. Abtonnen von ehemals 11700kg auf jetzige 9950kg war auch kein Thema bei
9240kg Leergewicht.
Nachdem noch geklärt war, daß die Bremsanlage trotz einkreisiger Steuerluft aufgrund der bestehenden Betriebserlaubnis der ehemaligen
DDR zulässig ist, konnte ich gegen Mittag abziehen die Papiere dann einige Tage später abholen. Zulassen, fertig.
Steuer kostet 717,-EUR, Versicherung 210,- p.a.
Die Gleichmässigkeit der Bremse ist beachtlich. Sie hat auf allen Rädern exakt den gleichen Reibwert bis zur Blockiergrenze und die Bremsleistung liegt bei über 100%!!!
Die lauen Geschichten von dem "Ural-Ruck" der durch das Fahrzeug geht,
weil das linke Rad angeblich immer voreilt sind hiermit endgültig als Stammtischgeschwätz deklariert! Bei
einer intakten hydraulischen Bremse liegt rechts wie links exakt der gleiche Bremsdruck an. Wenn die Bremse richtig
justiert ist, dann sind auch die Verzögerungswerte identisch, oder?
Ich danke dem Team des
Tüv Service-Centers für die Geduld.
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